Montag 04.09.2017
Am nächsten Morgen erwartet uns, sehr zur Überraschung, bestes Wanderwetter. Kalt, aber dafür gibt es ja passende Kleidung.
Zunächst geht es flach oberhalb des Kreuzsees vorbei. Bald aber schon wird der Weg Richtung Kreuzseeschartl steil an und es stellt sich sehr bald die übliche Betriebstemperatur ein. Entgegen der Meinung des Hüttenwirts, „es gab keinen Nachtfrost, die Wege sind eisfrei“, ist das auf dem ersten Stück nicht der Fall.
Im weiteren Verlauf kommen wir an einer regelrechten Stadt aus Steinmännchen vorbei. So etwas hat man noch nicht gesehen und man fragt sich, wer daran wohl wie lange gebaut hat. So langsam nimmt die Schneehöhe zu. Schön, dass vor uns bereits eine Gruppe unterwegs war, so dass der Weg gespurt und gut zu erkennen ist. Somit rächt es sich nicht allzu sehr, dass wir unsere Gamaschen nicht eingepackt hatten.
An der Kreuzseeschartl treffen wir auf unsere Spurer und wir werden den restlichen Weg gemeinsam gehen.
Nach der Scharte queren wir den Perschnitzkopf bevor wir in den Perschnitzsattel (ein kurzes Stück seilversichert) absteigen. Die Hohe Gradenscharte ist schon bei guten Wetterverhältnissen schwer einzuschätzen, und daher bei diesem Schnee keinen Gedanken wert.
Der Weg in Richtung Niedere Gradenscharte führt in stetem Auf und Ab unterhalb der Weißwandspitzen entlang. Durch den dicken Schnee ist er nicht leicht zu finden. Laut Beschreibung ist er teilweise ausgesetzt, doch davon bekommen wir, möglicherweise aufgrund der Schneedecke, kaum etwas mit. Allerdings zieht er an einigen Stellen durch sehr steiles Gelände, in welchem volle Konzentration gefragt ist. Wir sind froh, dass unsere Spurer den Weg für uns markieren und müssen nur in deren teils tiefe Fußstapfen treten. Stellenweise, je nachdem wie der Wind Lust und Laune hatte, sind die Schneeverwehungen so tief, dass man bis über das Knie in ihnen versinkt.
Am Abzweig zur Lienzer Hütte beginnt der steile Auftstieg zur Niederen Gradenscharte, welcher im oberen Teil seilversichert ist.
Wir erreichen die Scharte und sind von dem, was wir dort erblicken überwältigt. Wer rechnet schon damit, dass man, kaum dass man über die Scharte blicken kann, einem glitzerndem Eissee gegenüber steht. Das herrliche Panorama entschädigt uns vollständig für den anstrengenden Aufstieg.
Die Option des Keeskopfgipfels verwerfen wir und wandern weiter, zunächst eben, dann im weiteren Verlauf steil bergab, zur Alfred-Nossberger-Hütte. Die Granitplatten erweisen bei diesen Verhältnissen einen guten Dienst. Wir müssen den vielen kleinen Schneepfützen und Wasserrinnsaalen ausweichen und auf den Platten lässt es sich verhältnismäßig gut gehen. Bald erreichen wir die sehr schön am Gradensee gelegene Schutzhütte.
Auf der Hütte erfahren wir, dass die Hornscharte gesperrt ist und wir für den kommenden Tag umplanen müssen. Freundlicherweise meldet und der Hüttenwirt auf der Elberfelder Hütte ab und reserviert stattdessen eine Übernachtung auf der Lienzer Hütte. Der neue Plan Plan sieht vor, am übernächsten Tag über die Gößnitzscharte zur Elberfelder Hütte zu laufen.