Mittwoch, 2.9.2009
Glücklicherweise hat es rechtzeitig aufgehört zu regnen, nachdem die Nacht über wahre Sturzbäche niedergegangen sind. gegen 8:20h machen wir uns auf zur Höttinger Alm. Eigentlich wollten wir am Ende des Tages im Berghotel “Seegrube” nächtigen, doch dort scheint man seit dem Umbau keinen Wert mehr auf Wandergäste zu legen. Anscheinend lässt sich mit Tagesausflüglern und Exklusiv-Veranstaltungen mehr Geld verdienen. Somit müssen wir halt die 500 Höhenmeter tiefer gelegene Höttinger Alm ausweichen.
Die Sicht ist aufgrund des verschlechterten Wetters eingeschränkt und tendenziell im Norden besser, als im Süden. Auf dem Weg zur Mandlscharte kreuzt eine größere Anzahl Gämse unseren Weg. Es ist immer wieder erstaunlich, wie geschickt und schnell sich diese Tiere auch im steilen Geröll bewegen können.
An der Mandlscharte wechselt der Goetheweg von der Süd- auf die Nordseite. Alsbald treffen wir auf Seilversicherungen, die wir allerdings nicht in Anspruch nehmen müssen. An einer Linksbiegung treffen wir auf einen Felsen mit der Aufschrift “Zugspitzblick”. Leider ist von der wolkenverhangenen Zugspitze im Moment nur der blinkende Reflex der Gipfelbebauung zu erahnen. Bei schönem und klarem Wetter dürfte die Aussicht deutlich besser sein. Kurze Zeit später wechselt der Weg an der Mühlkarscharte wieder zurück auf die Südseite. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Gleirschjöchl. Da uns aufgrund der eingeschränkten Sichtverhältnisse ein Aufstieg zur Hafelekar Spitze wenig aussichtsreich erscheint, beschließen wir einstimmig direkt zur “Seegrube” abzusteigen. Dieser immer wieder sehr schmale Weg führt stellenweise durch relativ steile Wiesenhänge und erfordert besonders bei feuchtem Wetter Trittsicherheit.
An der Seegrube angekommen erhält unsere Vorfreude auf einen leckeren Cappuccino einen gehörigen Dämpfer. Die dort für eine Mini-Tasse verlangten 3,- Euro erscheinen uns unverhältnismäßig teuer. Ein normal gewachsener Becher schlägt sogar mit 6,- Euro zu Buche. Vermutlich sind dies aber die Preise, die man in einem modernen “Free-Flow Bereich” (entnommen aus dem ausliegenden Prospekt) verlangen kann. In der englischen Übersetzung des gleichen Prospekts wird dieser eher nüchterne Bereich wesentlich treffender als “self service section” (Selbstbedienungsbereich) bezeichnet. Glücklicherweise schmeckt wenigstens der Apfelkuchen und somit dauert es ungefähr eine Stunde, bis wir wieder in die Gänge kommen.
Zunächst geht es auf gleicher Höhe weiter in westlicher Richtung. Nach ungefähr 1,3km sollte der Abzweig zur Höttinger Hütte kommen. Gut, dass Lutz seine GPS Uhr dabei hat, den sonst hätten wir diesen sehr unscheinbaren Abzweig sicherlich verpasst, den Wegweiser oder Markierungen fehlen hier. Auch die späteren Wegmarkierungen sind alt und verwittert. Wurde dieser Weg bereits aufgegeben oder nur vernachlässigt? Gut das Andreas den weiteren Verlauf wittern oder fühlen kann.
Gegen 13:40h erreichen wir schließlich die Höttinger Alm mit fairen Preisen, leckerem Cappuccino und inzwischen besserem Wetter. Leider sollte sich unsere Hoffnung, dass dies so bleibe, nicht erfüllen. Dafür lernen wir Stefan kennen, der alleine unterwegs ist und sich uns für den nächsten Tag anschließt.
Auf der Höttinger Alm befinden sich die Gästezimmer in einem Nebengebäude. Schankraum, Toiletten und Waschgelegenheiten hingegen sind im Hauptgebäude. Als Stefan abends sein Waschzeug holen möchte, muss er, um ins Nebengebäude zu gelangen, ein paar Stufen eine Wiese hinauf. Auf dieser “Treppe” sieht er sich in der Dunkelheit plötzlich dem auf dem Almgelänge frei herumlaufenden Esel gegenüber. Noch ist unklar, wer den größeren Schreck erhielt, der Esel oder Stefan. Sicher ist nur, dass wir über Stefans Schilderung herzlich lachen konnten.
Den Blick auf Innsbruck empfinde ich tagsüber als irgendwie fehl am Platz. Abends hingegen sieht es einfach nur beeindruckend aus.